WG105 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin, zwischen Donnerstag, 17. und Montag, 21. November 1910

Hohe Stunden in denen das Eis
schmilzt und d himmlischen Ge-
fühle aus ihrem Schlummer er-
wachen

 Du gehörst durchaus mit zu
meinem Wesen, zwischen uns
sind keine Grenzen

 Unser Leben ist so voller
Probleme

 Dein Brief war so schön
daß ich Zeile für Zeile geküßt
habe

 Deine Schriftzüge haben
schon etwas faczinierendes [!]
ich hebe mir jedes Couvert auf

 Wenn man sich irgend einem
Genuß hingeben, irgend einen Ein-
druck aufnehmen will, ist es
für mich notwendig zu wissen,
daß es Dir gut geht

Liebe erwartet keinen
Dank und wartet nicht auf
Vergeltung

 uns lieben wie wir sind
nicht wie wir sein sollten
u könnten

 Fragen nicht beantwortet
über Weihnachten, etc.
Wäre man doch so weise, sich selbst
erst so zu hin zunehmen, wie
die Geliebte, wie man ist und
nicht wie man sein sollte
oder könnte

         Pläne
Fahre u sitze     Binchen
nicht zu viel      Schäfer
Du fandest in     Möbeltischler
Toblach selbst heraus
daß für Deinen Organismus
Bewegung gut ist

        Abend mit

        Schulzchen
[Skizze ]   Fr.[au] Pullich

        van Gogh


Apparat

Überlieferung

, , , .

Quellenbeschreibung

2 Bl. (2 b. S.) – Papierbogen.

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

Beantwortet durch AM52 vom 9. Dezember 1910 (Diese Mrs. Pallish lass Dir nicht zu gut gefallen): Fr. Pullich.

Datierung

In AM52, der auf den Inhalt dieses Entwurfs reagiert, schrieb AM am 9. Dezember 1910: haben Deinen 10. & 11. Brief empfangen. Laut WGs Liste abgesendeter Briefe (WG92) ging sein 10. Brief (wahrscheinlich aus den Entwürfen WG103 und WG104 entstanden) am 17. November 1910 ab, dem Tag des Erhalts von AM46 (geschrieben am 8. November 1910). Der 11. Brief wurde am 21. November abgeschickt. WG105 ist demnach wahrscheinlich in den 11. Brief eingeflossen und muss zwischen dem 17. und 21. November 1910 entstanden sein.

Übertragung/Mitarbeit


(Tim Reichert)


A

Hohe Stunden […] erwachen – nach einem von , S. 362 edierten Liebesbrief von an , 12. September 1838: „Freilich habe auch ich hohe Stunden, wo das Eis schmilzt und die himmlischen Gefühle aus ihrem Schlummer erwachen.“

B

Du gehörst […] keine Grenzen – nach einem von , S. 363 edierten Liebesbrief von an , 27. Februar 1843: „weil Du durchaus mit zu meinem Wesen gehörst, weil zwischen uns gar keine Schranken bestehen.“

C

Dein BriefAM46 vom 8. November 1910.

D

Liebe erwartet […] Vergeltung – nach einem von , S. 369 edierten Liebesbrief an seine vom 21. Februar 1847: „Liebe kennt keinen Dank und erwartet keinen sagt jemand, Dank ist ein kaltes Wort.“

E

Pläne Binchen Schäfer Möbeltischler – Arbeitsnotizen.

F

Skizze eines Podests oder Möbeldetails.